Deep Thought

a progressive rock adventure

Rezensionen - Shadows of the past

Progressive Pages

Thorsten Gürntke

Die Schweiz mausert sich als Land des Progressive Rock. Neben Clepsydra, Shakary und Moondaze sind Deep Thought nun eine weitere Hoffnung der Alpenländler. Deep Thought kommen aus Basel und haben sich Neo-Progressiver Einflüsse verschrieben. Dabei kann man durchaus mit einigen Grössen des Genres mithalten. Für die ganz Grossen reicht es zwar noch nicht, die Kompositionen lassen jedoch hoffen.

Diese selbstproduzierte und -verlegte Mini CD bringt es immerhin auf über 35 Minuten Spielzeit. Zieht man davon die beiden Kurzversionen von zwei Songs ab, bleiben immer noch 28 Minuten übrig. Und auf diese insgesamt drei Songs möchte ich nun auch näher eingehen.

Mit einer Spielzeit von 7.27 ist Shadows of the past der Kürzeste dieser drei Titel. Mit dumpfen Keyboardtönen beginnt das Stück. Dazu setzt der Gesang ein. Dieser steht sehr ruhig da. Sänger Patrick Merz hat eine ausgesprochen beruhigende Stimme. Als die Band einsetzt wird klar, dieses Werk wurde wahrscheinlich im Proberaum ohne viel technischen Schnickschnack aufgenommen. Der Sound könnte daher um einiges druckvoller klingen. Alles in allem ist er jedoch klar und transparent. Wieder zurück zum Song. Die Arrangements sind gelungen. Die Gitarre von Marcel Oehler steht hier im Mittelpunkt, die Keyboards ergänzen geschickt mit füllenden Teppichen, Melodielinien und wiederkehrende Passagen, dazu eine tolle, niemals überfüllt wirkende Instrumentierung. Man beschränkt sich auf das Wesentliche. Besonders der sehr ruhige Mittelteil kann Gänsehaut erzeugen. So gesehen möchte ich den Vergleich mit Sylvan nicht scheuen; Parallelen sind vorhanden.

Das zweite Stück Ice beginnt mit einem Gitarrenspiel zu Beginn. Dazu spielt Dominik Rudmann am Bass eine tolle Melodielinie, die mich irgendwie an Nirvana erinnert. Nein, jetzt bitte nicht vom Grunge reden. Ist es bestimmt nicht. Im Gegensatz zum Opener trägt das Keyboard von Dominik Pfleghaar hier wesentlich mehr Verantwortung. Phasenweise erinnert man mich im wieder sehr ruhigen Zwischenpart an Zenobia, was besonders der Gesang und das Gitarrenspiel hervorrufen. Die Melodieführung in diesem Song ist nicht so eingängig wie die des Openers. Dafür gibt es vertrackte Drumparts von Martin Altenbach zu hören. Sehr gefühlvoll. Dann ein Break. Nun bricht man aus, das Eis scheint durchbrochen. Ein Keyboardsolo im Stile alter Marillion bringt Hektik in den Song, dann kehrt man, als wäre nix gewesen zum Eröffnungspart zurück. Wieder diese ruhigen Harmonien beenden den Song.

Mit Simple Man beginnt man dann bereits etwas kerniger. Volle Keyboards und eine riffbetonte Gitarre beginnen den Song. Dann wirds ganz leise. Die Keyboards spielen einen ganz leisen Teppich, die Gitarre erinnert darauf ein wenig an den Anfang von Rush's Xanadu, der Gesang setzt in diese Stille ein. Wunderschön. Dann ein Keyboardsolo, welches wieder von einem Tempobeat unterlegt ist, dazu eher shoutende Vocals. Ein Solopart folgt. Zur Mitte hin wird wieder ruhiger. Interessantes Drumming und ein toller Basslauf gehen über in den Endpart des Songs. Mehrstimmiger Gesang liegt dabei auf sphärischen Keyboardklängen die den Song dann leise ausklingen lassen. Insgesamt sehr vertrackt und stellenweise etwas unübersichtlich.

Die beiden "Edits" von Shadows Of The Past und Ice gefallen mir. Ich würde von "in der Kürze liegt die Würze" sprechen. Geradlinig und auf den Punkt gebracht erscheinen diese Stücke trotz allem sehr progressiv und verlieren nichts von den Reizen, die auch die langen Versionen beinhalten.

Insgesamt sehe ich eine Menge Potential in Deep Thought. Mit Shadows Of The Past demonstriert die Band ihr Können. Der Titelsong kann dabei voll überzeugen. Bei den beiden anderen Kopositionen verliere ich dann stellenweise etwas den Faden. Zwar kann man den Stücken trotzdem Folgen, hin und wieder wäre aber ein Part weniger eher mehr gewesen. Deutlich wird das bei den beiden Kurzvarianten der ersten zwei Songs. Ideen sind zu genüge da und vielleicht hätte die ein oder andere gute Idee sogar zu einem eigenständigen Song gereicht. Diese Mini CD ist somit durchaus zu empfehlen. Von mir gibts 78 Punkte (von 100).

http://prog.musicpage.de/